Serge hat sich ein Gemälde für 100.000 Euro gekauft. Das Bild zeigt weiße Querstreifen auf weißem Untergrund. Voller Stolz präsentiert der neue Besitzer seinem langjährigen Freund Marc die kostspielige Errungenschaft. Doch dieser reagiert ganz anders als erwartet. Er lacht lauthals über die Absurdität des Bildes und den in seinen Augen obszönen Preis. Die beiden Freunde geraten darüber in Streit, sodass sich der Dritte im Bunde das Bild anschauen und kommentieren soll. Als Yvan entgegen der Erwartung sagt, dass das Kunstwerk in ihm etwas auslöst, verliert Marc die Fassung. In den hitzigen Diskussionen geht es schnell nicht mehr nur um das Bild, sondern um die Grundfesten der gemeinsamen Freundschaft.
In ihrem 1994 uraufgeführten und vielfach ausgezeichneten Stück beleuchtet die französische Autorin Yasmina Reza die besonderen Verwicklungen einer Männerfreundschaft. Sie stellt die Frage, wie eine Freundschaft einen unerwartet tiefgreifenden Konflikt aushalten kann. Dabei reizt die Komödie nicht nur zum Lachen; das Lachen ist Thema des Stückes. Die Autorin selbst sagt dazu: »Das Drama von ›Kunst‹ ist ja nicht, dass Serge das weiße Bild kauft, sondern dass man mit ihm nicht mehr lachen kann.« Zum autobiografischen Hintergrund ergänzt sie: »Die Geschichte ist mir passiert mit einem Freund, der ein weißes Bild gekauft hat. Er ist Dermatologe, und ich habe ihn gefragt: ›Wieviel hast du dafür bezahlt?‹ Und er hat geantwortet: ›Zweihunderttausend Francs.‹ Und ich brüllte vor Lachen. Er allerdings auch. Wir sind Freunde geblieben, weil wir lachten. Als er das Stück las, lachte er auch. Es hinderte ihn nicht daran, sein Bild weiterhin zu lieben.«
»Was du siehst, ist zwar eine Scheiße, doch sei unbesorgt, es steckt ein Gedanke dahinter!«