St. Sebastian am rechten Seitenaltar der Alten Pfarrkirche
In den Jahren 1729/30 forderte eine seuchenartige Krankheit in Grafenwöhr erheblich mehr Todesfälle als in anderen Jahren. In ihrer Not beteten die Bewohner den Pestheiligen Sebastian an und gelobten, in Zukunft seinen Namenstag als Feiertag zu halten, um von weiterer Gefahr verschont zu bleiben.
Bis heute wird der 20. Januar als Gelübdefeiertag begangen, zu dem alljährlich die Kolpingsfamilie einlädt. Nach einem Kirchenzug vom Marienplatz findet in der Alten Pfarrkirche ein feierlicher Gedenkgottesdienst statt. Danach trifft man sich am Marktplatz bei einem warmen Tee und einem besonderen Gebäck, den „Sebastianspfeilen“. Vertreter von Vereinen und Verbänden verbringen einen gemeinsamen Frühschoppen im Hotel „Zur Post“. Stadtverwaltung, Behörden und Banken haben an diesem Tag geschlossen. Auch örtliche Firmen und der Einzelhandel sind aufgerufen, ihre Läden geschlossen zu halten.
2024 wurde der Grafenwöhrer Gelündefeiertag St. Sebastian ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Bayern aufgenommen. Eine entsprechende Bewerbung ging von der Stadt Grafenwöhr in Kooperation mit der Kolpingsfamilie Grafenwöhr und der Katholischen Pfarrgemeinde Grafenwöhr und mit Unterstützung durch den Heimatverein Grafenwöhr und Kreisheimatpflegerin Leonore Böhm aus.
Als immaterielles Kulturerbe werden lebendige Traditionen anerkannt, die einer Gemeinschaft ein Gefühl der Identität und Kontinuität vermitteln sowie zum gesellschaftlichen Zusammenhang beitragen. Menschen, ihr Wissen, ihre Traditionen, Werte und Fähigkeiten und die Weitergabe all dessen von Generation zu Generation stehen im Mittelpunkt.
Durch die Aufnahme ins Landesverzeichnis immaterielles Kulturerbe soll ein Beitrag zur Aufrechterhaltung der Kulturform geleistet werden.